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Grünes Quartier auf dem Gelände des heutigen EKZ in Böblingen: Realisierungswettbewerb zur Neubebauung entschieden

Im vergangenen Jahrzehnt begann in der Böblinger Unterstadt eine umfassende städtebauliche Erneuerung. Einige große Projekte zur Auflösung überholter städtebaulicher Strukturen sind in Bearbeitung. 2013 hatte der Böblinger Gemeinderat das Gebiet „Mühlbachstraße“ als Sanierungsgebiet festgelegt. In der Folgezeit wurden die Sanierungsziele präzisiert.

Im Zuge der weiteren Entwicklung des Sanierungsgebiets „Mühlbachstraße” hat die Böblinger Baugesellschaft (BBG) das sogenannte Einkaufszentrum (EKZ) an der Wolfgang-Brumme-Allee erworben. In den nächsten Jahren will die BBG die Bebauung des EKZ zurückbauen und das
rd. 9.400 m² große Areal mit gegliederten Stadtbausteinen und ebenerdigen Fußwegeverbindungen aufwerten. Dazu führte die BBG in den vergangenen Monaten einen nicht-offenen Realisierungswettbewerb mit zehn geladenen Büros durch. Am Freitag tagte das Preisgericht. Der Jury selbst gehörten neben Personen der BBG, der Stadt Böblingen und des Gemeinderats auch fachkundige Expert*innen an. Das Preisgericht stimmte einstimmig für den Entwurf von ARP ArchitektenPartnerschaft Stuttgart.

Neues Quartier mitten in der Innenstadt
Die Unterstadt verbindet den Stadtteil Flugfeld mit der Altstadt und angrenzenden Stadtteilen. Seit dem Umbau des Bahnhofs, der Umgestaltung der Bahnhofstraße in eine Fußgängerzone, der Bebauung des Flugfeldes sowie des neuen Einkaufscenters „Mercaden“ hat sie einen großen Zugewinn an Aufenthaltsqualitäten erhalten. Das Stadtquartier Mühlbachstraße ist somit sehr gut erschlossen und verkehrsgünstig angebunden. Aus diesem Grund soll das neue Quartier auf dem Gelände des heutigen EKZ eine eigenständige Identität und Qualität erhalten. Die Neubebauung soll als gemischt genutztes Quartier mit einem hohen Anspruch an die Stadtgestaltung und Architektur entwickelt werden. Zugleich soll es viele Grün-, Frei- und Spielflächen integrieren.

Das EKZ war fußläufig nur durch drei Brücken über die Wolfgang-Brumme-Allee erreichbar. Die innere Erschließung erfolgte über teils offene, teils überdachte Passagen oder Durchgänge im ersten Obergeschoss. Eine wichtige Zielsetzung ist daher auch die Schaffung von offenen Fußgängerverbindungen zwischen der Wolfgang-Brumme-Allee und der Mühlbachstraße.

„Die Aufgabe, die wir den Büros gestellt haben, war eine große Herausforderung“, so der Geschäftsführer der BBG, Rainer Ganske. „Die Anforderungen im städtebaulichen wie in der architektonischen Gestaltung waren groß. Das Quartier ist umgeben von befahrenen Straßen und weist zudem innerhalb des Geländes einen Höhenunterschied von rd. 2,50 Meter auf. Auch diese Parameter galt es bei der Gesamtplanung sinnvoll zu berücksichtigen. Wir freuen uns sehr, dass der Siegerentwurf diese Aufgaben sehr gut löst und einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung darstellt. Vor allem der Vorschlag zu mehr Grün in der Unterstadt ist sehr gelungen. Das Wettbewerbsergebnis zeigt, wie wir uns Wohnen, Leben und Arbeiten in der Böblinger Innenstadt künftig vorstellen.“

Der Siegerentwurf: Grünes Viertel
Konkret sieht der Siegerentwurf von ARP ArchitektenPartnerschaft aus Stuttgart mehrere Gebäude auf dem Gelände vor: ein Bauteil entlang der Wolfgang-Brumme-Allee mit großflächiger Einzelhandelsnutzungen, ein Baukörper an der Ecke Wolfgang-Brumme-Allee/Friedrich-List-Straße mit hauptsächlicher Büronutzung und mehrere Stadthäuser als Übergang zu großzügigen Grünflächen entlang der Mühlbachstraße. Zwei L-förmige Baukörper rahmen die im Sockelgeschoss platzierte Einzelhandelsnutzung ein. Entlang der Wolfgang-Brumme-Allee wird eine Kante zur Straße gebildet, die durch einzelne aufgehende Gebäudeteile strukturiert und einer Riegelbildung entgegengewirkt. Die Stadthäuser sind in Richtung Mühlbachstraße angeordnet. Dahinter befindet sich das sogenannte „Grüne Rückgrat“, das eine öffentliche, für alle nutzbare Grünfläche darstellt und dabei auch das Thema Wasser aufgreift. Grünflächen laden zum Verweilen und Erholen ein. Zur Verbesserung des Mikroklimas und der Wohn- und Aufenthaltsqualität werden große Teile des Areals begrünt. Die den Wohnungen und Häusern zugeordneten privaten Gärten und Eingangsbereiche erhalten eine qualitätsvolle landschaftsarchitektonische Gestaltung. Alle Dachflächen werden extensiv begrünt. Durchwegungen prägen das Grundkonzept und bilden attraktive Plätze, Treffpunkte und Räume aus. Vielfältige Freiräume innerhalb des Areals bilden das Leitmotiv „FLOW“.

Der Entwurf legt großen Wert auf die Durchwegung und die Anbindung des neuen Quartiers in die Innenstadt. Eine neue Passage nimmt den Durchgang des gegenüberliegenden Quartiers PULSE auf und führt diesen bis zum Grünen Rückgrat an der Mühlbachstraße fort.

Insgesamt sehen die Verfasser rd. 155 Wohnungen vor, der Schwerpunkt liegt auf 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen. Zusätzlich soll es vor Ort eine Kindertagesstätte mit fünf Gruppen sowie möglicherweise ein Familienzentrum geben. Der Höhenversprung des Geländes von der Talstraße in Richtung Friedrich List-Platz wird gut über die Anlieferung des Einzelhandels und der dazugehörigen Rampenlösung bewältigt und ermöglicht eine großflächig zusammenhängende, aber auch flexibel teilbare Handelsfläche. Die geforderten Verwaltungsräume und Büros bauen auf einem großzügig dimensionierten Foyerbereich auf. Die Anzahl der Treppenhäuser schafft eine hohe Flexibilität bei der Nutzung der Obergeschosse. Auch das erste OG des Verwaltungsbaus ermöglicht eine Freifläche, einen sogenannten Mitarbeitergarten.

Vorschlag ist bei diesem Entwurf, die Einfahrt in die Tiefgarage über die Friedrich-List-Straße vorzusehen und in die Baukörper baulich einzubinden. Auf diese Weise soll der Vorplatz des Quartiers nicht durch Fahrverkehr beeinträchtigt werden. Dies wird noch weiter überprüft.

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz: „Kurz vor Weihnachten wird uns ein Wunsch erfüllt. Wir bekommen Lösungen aufgezeigt, wie es im Mühlbachstraßenquartier weitergehen kann. Seit 2013 gibt es den Beschluss des Gemeinderates, mit einem Sanierungsgebiet Verbesserungen der dortigen Stadtstruktur zu erreichen. Mit dem jetzigen Projekt der BBG lässt sich auf dem Areal des Einkaufszentrums die Zukunft gestalten. Ich freue mich, dass hier eine sinnvolle Mischung von Nutzungen gelingen kann – mit produktiven Flächen, mit Wohnen und Arbeiten, mit Kinderbetreuung, mit Handel und Gewerbe. Im weiteren Verfahren müssen die Planungen dabei den hohen Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit gerecht werden und insgesamt weiterentwickelt werden.“

Bürgermeisterin Christine Kraayvanger, Leiterin des Dezernats Planen und Bauen: „Die Anforderungen an die Planer waren hoch und sehr komplex. Ein Zitat aus der Beurteilung: ‚Die Arbeit löst die in der Auslobung gestellten Anforderungen sowohl im städtebaulichen als auch in der architektonischen Durcharbeitung mit hoher Qualität und ist ein guter Beitrag zur Stadtentwicklung und zur Lösung der gestellten Aufgabe.‘ Das trifft es genau. Ich bin froh, dass mein Dezernat auf dieser Grundlage mit der BBG und den Planern in den Prozess der Baurechtschaffung und weiterer Konkretisierungen einsteigen darf. Ich freue ich mich ebenfalls, wenn sich auch hier ein weiterer Baustein entwickelt, der uns hilft, Menschen in unserer Stadt passenden Wohnraum anzubieten. Zudem wird für mich durch dieses Vorhaben die lange vorbereitete Verzahnung und Öffnung des Gebietes zu unserer Innenstadt möglich. Herzlichen Dank an die BBG, dass wir sie als Partner für unsere Stadtentwicklung an der Seite haben.“

Weitere Schritte
Die BBG wird sich in einem nächsten Schritt mit den Preisträgern zusammensetzen und über die beabsichtigte Zusammenarbeit sprechen. Danach gilt es, ein Rückbaukonzept zu entwickeln und die Planungen weiter zu konkretisieren. Parallel wird die Stadt Böblingen das Bebauungsplanverfahren vorantreiben, um damit entsprechendes Baurecht zu schaffen.

Die Bebauung des EKZ ist allerdings auch von einem anderen Großprojekt der BBG abhängig: Auf der gegenüberliegenden Seite entlang der Wolfang-Brumme-Alle realisiert die BBG aktuell bereits das neue Quartier PULSE. Der Baustart auf dem Gelände des ehemaligen City Centers ist bereits erfolgt, die Fertigstellung ist für 2024 vorgesehen. Um die Einschränkungen für den Straßenverkehr nicht weiter zu belasten, will die BBG mit dem Rückbau des EKZ erst nach Fertigstellung der wesentlichen Arbeiten des PULSE beginnen.

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